Auf 6000qm Verkaufsfläche wird das Unternehmen eine neue Filiale eröffnen…

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Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) freut sich: Mit der irischen Billig-Modekette „Primark“ ist ein Investor an der Schadowstraße (nahe Kö-Bogen) gefunden. Auf 6000qm Verkaufsfläche wird das Unternehmen eine neue Filiale eröffnen.  „Wenn die Stadt investiert, engagieren sich auch private Investoren“, so Frau Strack-Zimmermann in der Rheinischen Post. Auch viele Jugendliche werden die Hände reiben, bietet Primark dem Kunden Klamotten zu unglaublich günstigen Preisen an: Kein Kleidungsstück über 35€, eine Jeans für 9€, ein T-Shirt für 2,50€! Bei der Eröffnungsfeier von Primark in Berlin, sollen es an die 40.000 Menschen (mehrheitlich Jugendliche) gewesen sein, die den Laden stürmten.

Einen Blick hinter die Kulissen des Unternehmens scheint uninteressant, sowohl für den Kunden als auch für Bürgermeisterin Strack-Zimmermann und die Düsseldorfer Stadtplaner. Hauptsache es gibt Investoren, die Geld die Stadtkasse bringen bzw. man macht als Kunde ein echtes Schnäppchen (auf Kosten von wem auch immer), mit dem man vor seinen Freunden dann prahlen kann: „Die Hose hat nur 9€ gekostet? Alles richtig gemacht, ein super Schnäppchen!“

Dass bei Unternehmen wie Primark etwas nicht stimmen kann (trotz niedrigster Preise fährt Primark jährlich einen dreistelligen Millionengewinn ein), liegt auf der Hand, wird jedoch von allen Seiten gerne vertuscht. Für uns, die Grüne Jugend Düsseldorf, ist Primark ganz klar ein verbrecherisches Unternehmen! Der niedrige Preis beruht auf unsäglichen, gar widerlichen Entlohnung der Näherinnen und Näher und Arbeitsbedingungen in den Fabriken der 3. Welt. So liegt der Einkaufspreis für ein T-Shirt bei ca. 1,50€ – incl. Transportweg von der Näherei zum Hamburger Hafen! (Quelle: Die Welt, 12. Mai 2013). Mitschuldig an einem menschenverachtenden Verbrechen durch systematische Ausbeutung macht sich nicht nur das Management von Primark, sondern auch der durch Geiz angetrieben, unkritische Konsument. Allein schon der Hinweis „Made in Bangladesch“ sollte jeden Konsumenten stutzig machen und zwar gerade jetzt, da in diesen Tagen abermals in allen Medien über einen erneuten Einsturz einer Textilfabrik in Dhaka/ Bangladesch (die hauptsächlich für den Export nach Europa produzierte) mit über 1000 Toten und 2400 Verletzten berichtet wurde. In dieser Fabrik wurden auch Textilien für den deutschen Discounter Kik und die italienische Modemarke Benetton hergestellt (Quelle: DIE ZEIT).

Nicht nur die Sicherheitsbedingungen in den heruntergekommenen Fabrikgebäuden sind ein Problem, auch die Nichteinhaltung des Umweltschutzes, vor allem aber die katastrophalen täglichen Arbeitsbedingungen, die mit denen eines Arbeitslagers durchaus zu vergleichen sind: 7 Tage die Woche, 12 Stunden am Tag (plus Überstunden), dazu auch für dortige Verhältnisse miese Löhne! Eine 85 Stunden Woche, bei der man dennoch ums Überleben kämpft und irgendwann vor Erschöpfung zusammenbricht. In Deutschland und Europa gibt es zwar immerhin ein paar Kritiker dieser verbrecherischen Vorgehensweise, die Läden Primark, h&m und Kik sind dennoch überall präsent und meist sehr gut besucht. Würde sich der Kunde ändern, hätten diese Unternehmen (endlich) ein Problem. Selbstverständlich kann man auch als Textilunternehmen in China, Bangladesch, Indonesien und Malaysia investieren- nicht jedoch mit der als Unternehmensleitlinie herrschenden Prämisse der „brutalstmöglichen Ausbeutung von Mensch und Umwelt“ mit dem Ziel der „brutalstmöglichen Gewinnmaximierung für das Unternehmen“.

 

Mir selbst wäre es mittlerweile äußerst unangenehm, Kleidung zu kaufen, an denen der Erschöpfungsschweiß tausender junger Näherinnen und Näher klebt, weshalb ich  mittlerweile somit nur noch Wahre aus Europa oder Second Hand kaufe. Uns, der Grünen Jugend, geht es nicht um eine Freiheitseinschränkung, was unsere politischen Gegner uns oftmals vorwerfen, sondern um den kritisch-reflektierenden (und im „Fall Primark“ auch mitfühlenden!) Bürger mit dem Ziel der Schaffung einer lebensfreundlicheren und besseren Welt. Die Eröffnung des Kaufhauses Primark an der Schadowstraße lehnen wir deshalb klar ab und planen auch für die nächsten Wochen weitere Aktionen, um den Kunden klar ins Gewissen zu reden sowie der Düsseldorfer Politik und der Führungsetage von Primark-Deutschland zu zeigen, dass es auch in Düsseldorf kritisch-denkende Jugendliche gibt.

 

Schon 1992 schrieb Marion Gräfin Dönhoff zu dieser Thematik „Wir müssen es schaffen, die Gesellschaft wieder zu humanisieren und die Gier der Bürger zu zähmen. Ohne Wandel kann der liberal Rechtsstaat nicht überleben. Vielleicht brauchen wir eine kleine Katastrophe, um die ausufernden Ansprüche der Menschen wieder auf das herkömmliche Maß zurückzustutzen.“ Die Katastrophe, sie ist längst da.

 

von Roman Bonitz