Podiumsdiskussion zur globalisierten Agrarindustrie am 05.Juni 2013 im Zakk

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„We (m)eat the world“! Das war das Titelthema der Podiumsdiskussion, die die Jungen Grünen am 5. Juni im Zakk veranstalteten. Welche Auswirkungen hat der tägliche Konsum von Fleisch- und Milcherzeugnissen? Was hat unser Essen mit Sojaanbau in Südamerika oder Bauern in Afrika zu tun? Diesen und weiteren Fragen wollten wir in einer Diskussionsrunde auf den Grund gehen, wozu wir interessante Gäste aus verschiedenen Bereichen als Experten gewinnen konnten. Die Expertenrunde bestand aus Roman Herre von der internationalen Menschenrechtsorganisation FIAN, Norwich Rüße, Landtagsabgeordneter im Landtag NRW und Sprecher für Landwirtschaft und Naturschutz der GRÜNEN Fraktion, Dr. Rudolf Schmidt, Geschäftsführer des Landeskontrollverbandes NRW und Geschäftsführer der Landesvereinigung Milch NRW sowie Anja Weber, Landesbezirkssekretärin der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG). Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Meera Zaremba, Sprecherin der Jungen Grünen Düsseldorf, und Jenny Bittner, stellvertretende Vorsitzende der Jungen Grünen Düsseldorf.

„Es gibt ganz offensichtlich einen Trend zur Industrialisierung von Landwirtschaft. Bäuerliche Strukturen werden immer weiter aufgebrochen“, so Norwich Rüße, selbst Bio-Landwirt mit eigenem Hof in Steinfurt. Den Beweis sieht er darin, dass es heute Milchbetriebe gebe, die zwischen 600 und 800 Kühe hielten, was noch vor 20 Jahren undenkbar gewesen sei. Dies sei nicht die Regel, hält Dr. Rudolf Schmidt dagegen. Gerade in Westdeutschland seien klassische Familienbetriebe mit durchschnittlich 69 Kühen pro Hof die Regel. Außerdem verteidigt er die immer wieder kritisierte Subventionierung der Landwirtschaft durch die EU. „Subventionen sind Ausgleichszahlungen, durch die auch in der Landwirtschaft attraktive Arbeitsplätze geschaffen werden können.“

 

Ein weiteres Thema, was immer wieder im Zusammenhang mit Fleischkonsum auftaucht und bei der Diskussionsrunde aufgegriffen wurde, ist der Sojaanbau. Roman Herre erklärt, 60% des in Paraguay angebauten Sojas werde in die EU importiert – als Futtermittel für Nutztiere. Damit der Export solcher Mengen überhaupt möglich ist und Ackerbau im großen Stil betrieben werden kann, wird den Bauern in Paraguay nach und nach der Zugang zur landwirtschaftlichen Produktion genommen. Dadurch wird es für die einheimische Bevölkerung immer schwieriger sich und ihre Familien selbst zu ernähren. „Das skandalöse ist, dass wir immer mehr Nahrungsmittel produzieren, der Anteil der hungernden Menschen auf der Welt jedoch nicht abnimmt“, so Herre. Fakt ist, dass unsere Essgewohnheiten nicht nur die bekannten Auswirkungen auf das Klima haben, sondern auch soziale dramatische Folgen nach sich ziehen. Doch auch in Deutschland ist eine große Masse an billigem Fleisch nur möglich, weil die extrem harte Arbeit in Schlachthöfen sehr schlecht bezahlt ist. „In der Fleischwirtschaft gibt es keine flächendeckenden Tarife, sondern lediglich Haustarife. Die Arbeitsbedingungen sind sehr schlecht“, sagt Anja Weber von der Gewerkschaft NGG.

 

Alarmierend ist nicht nur der Konsum in Deutschland, beziehungsweise in der EU, sondern auch in den schnell wachsenden Schwellenländern. Mit steigendem Wohlstand nimmt dort auch der Hunger nach Fleisch und Milcherzeugnissen zu. „Wir in Europa müssen einen neuen Lebensstil implementieren, damit die Schwellenländer nicht unsere Fehler nachmachen“, so Norwich Rüße.

 

Um alle Fragen, die dieses komplexe Thema betreffen, zu klären geschweige denn Lösungen zu finden, hätten wir wohl die ganze Nacht weiter diskutieren können. Fest steht, wir alle haben an diesem Abend viel gelernt und ergaben sich sicherlich viele neue Denkanstöße. Wer nach der Podiumsdiskussion noch nicht genug vom Diskutieren hatte, konnte dies bei einem erfrischenden Getränk und leckeren Häppchen im Anschluss noch tun – alles ganz vegan versteht sich 😉

 

(Valerie)