Gestern waren wir Jungen Grünen beim FFT Düsseldorf (Forum Freies Theater e.V.) zu Gast. Dramaturgin Katja Grawinkel hat uns in einem Workshop näher gebracht, was „freies Theater“ eigentlich ist und wie sich das FFT Düsseldorf selbst versteht. Der 1999 gegründete Verein ist nämlich kein typisches Theater mit Ensemble und großem festangestellten Team. Vielmehr ist das FFT Düsseldorf ein Produktions- und Veranstaltungsort für professionelles freies Theater in Düsseldorf. Und das ist nicht dasselbe wie Laientheater. Die Schauspieler*innen, die auf den Bühnen des FFT Düsseldorf zu sehen sind, haben in den meisten Fällen eine künstlerische Ausbildung – jedoch nicht zwingend eine schauspielerische.

Foto von Christa Graf – alle Rechte beim Urheber


Doch was ist „freies“ Theater im Gegensatz zum „konventionellen“ – und versucht Theater nicht ohnehin stets unkonventionell zu sein? Die Begrifflichkeit stammt aus den 1980er Jahren. Das Wort „frei“ war damals in Mode. Es wurde für „atomwaffenfreie Zonen“ gekämpft, die „Republik freies Wendland“ gegründet, und vielerorts produzierten Piratenradiostationen „freies Radio“. Das Wort „frei“ stand für Selbstbestimmung, Autonomie sowie Unabhängigkeit von Markt und Staat.
Doch seit Einführung des Begriffs „freies Theater“ hat sich vieles geänder. Auch die „freie Szene“ wird mittlerweile durch die öffentliche Hand finanziert und Gruppen der „freien Szene“ haben sogar einen viel direkteren Zugang zu den großen Marktplätzen, den internationalen Festivals, als Stadttheaterproduktionen. Dennoch: Beim freien Theater entscheiden die Künstler*innen selbst über Stoffe und Themen, Arbeitsweisen und Methoden. Sie entscheiden, wofür sie arbeiten und mit wem. Sie sind mobiler, flexibler, innovativer. Aber: Künstler*innen, die freies Theater machen, sind auch freiberuflich. Sie agieren immer auch als Unternehmer*innen und müssen ihre finanziellen Mittel für jedes einzelne Stück neu zusammentragen.
Hier kommt auch das FFT Düsseldorf als Produktionshaus ins Spiel. Gruppen und Künstler*innen aus Düsseldorf, NRW oder auch der ganzen Welt können hierher kommen und ihre Stücke aufführen. Und nicht nur das. Das FFT Düsseldorf stellt Künstler*innen eine breite Infrastruktur zur Verfügung. Sie können vor Ort proben, profitieren von der Expertise und dem Netzwerk des FFT Düsseldorf und erhalten Unterstützung finanzieller Natur sowie im puncto Öffentlichkeitsarbeit.

Foto von Hendrik Schneller – alle Rechte beim Urheber
Im Anschluss an die umfangreiche Einführung ins freie Theater im Allgemeinen und ins FFT Düsseldorf im Speziellen haben wir uns „COSMIC LOVE – Ein Bienenstück“ der Gruppe unitedOFFproductions angesehen. Die Gruppe entwickelt all ihre Produktionen selbst, indem sie zu bestimmten Themen, die sie selbst wählen, recherchieren, Interviews und Gespräche mit Expert*innen führen und dann die Texte schreiben, die sie später in Form von gesprochenem Text oder als Lieder auf die Bühne bringen.
Freies Theater im FFT Düsseldorf ist gerne auch politisch. Im Fall von „COSMIC LOVE“ sogar noch viel mehr als das, nämlich sehr lehrreich. Die Zuschauer*innen lernen, dass Bienen für ein Glas Honig im Schnitt eine Strecke zurücklegen, als flögen sie drei Mal um die Welt, und dass die Beziehung von Bienen zu Blumen eine Art „kosmische Liebe“ ist, in der durch vorsichtigen Umgang miteinander beide Parteien nur gewinnen. In dieser Hinsicht sind die klugen Insekten ein optimales Vorbild für uns Menschen.

Foto von Hendrik Schneller – alle Rechte beim Urheber
Hier gibt es einen kleinen Einblick in „COSMIC LOVE – Ein Bienenstück“.

Eine kluge wie humoristische Einführung ins „freies Theater“ gibt Theatermacher Veit Sprenger hier in 10 Schritten zum Besten.